Herbstausflug nach Ingolstadt mit Stadtführung
Am Samstag, den 12. Oktober, hatten sich 12 Mitglieder des Freundeskreises Brentwood auf den Weg nach Ingolstadt gemacht. Oft kennt man die Stadt nur vom Vorbeifahren oder verbindet sie lediglich mit Audi und mit Raffinerien. Dass Ingolstadt weit mehr zu bieten hat, erfuhr man auf dieser interessanten Veranstaltung.
Manfred Klier
Im Regionalzug ab Allersberg gelang es der Gruppe gerade noch, einen Stehplatz zu ergattern. In Ingolstadt wurde zunächst das Deutsche Medizinhistorische Museum angesteuert. Mit leicht gruseligen Gefühlen erfuhr man anhand von Exponaten und Bildern mithilfe des Audio-Guides Interessantes und teilweise Erschreckendes über die Behandlungsmethoden im 18. Jahrhundert. Aderlass-Schnäpper, Gebär- und Klistierstuhl, Starstecher, Zahnreißer, Seziertisch, Spucknäpfe für Lungenkranke und Bogentrepan zum Eröffnen der Schädeldecke sind nur einige Beispiele für die ausgestellten Instrumente. Daneben geben Präparate und Schaubilder weitere anschauliche Informationen. Ob die ausgestellte Schutzmaske gegen die Pest tatsächlich funktioniert hat? Das wird vom Museum selber in Zweifel gestellt. Übrigens studierte der junge Schweizer Victor Frankenstein hier Medizin. Hier schuf er auch seine „Kreatur“.
Dass Ingolstadt von 1472 bis 1800 Sitz der Bayerischen Landesuniversität war, und dass in der Medizinischen Fakultät von 1735 bis 1800 Ärzte ausgebildet wurden, erfuhr man am Nachmittag in einer Stadtführung. Es war eine Führung durch eine echte „Schanzerin“, die mit Engagement, Witz und fundierter Sachkenntnis die Geschichte und die Bedeutung Ingolstadts nahebrachte. Schanzer oder Schanzerin darf sich nennen, wer innerhalb der 3,8 Kilometer langen Stadtmauer geboren und mit dem Wasser der vorbeifließenden Schutter getauft ist. Unter Fußballkennern ist der FC Ingolstadt 04 unter diesem Namen bekannt, wobei sich der Begriff von den Festungsanlagen, der „Schanz“, ableitet. In der Stadtmitte erhebt sich die Moritzkirche. Diese dreischiffige gotische Basilika ist dem Heiligen Mauritius geweiht. Leicht zu merken ist das Jahr der Grundsteinlegung anhand eines Spruches: „1 – 2 – 3 – 4, und die Moritzkirch’ stand hier“. Das mittelalterliche Kreuztor gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Über viele Jahrhunderte war Ingolstadt Festungs- und Wissenschaftsstadt und spielte eine wichtige Rolle in der bayerischen Landesgeschichte. Erstmals erwähnt wurde sie 806 in der Reichsteilungsurkunde Kaiser Karls des Großen als „Stätte des Ingold“. Von 1392 bis 1447 war sie die Hauptstadt des Herzogtums Bayern-Ingolstadt. Herzog Ludwig der Gebartete ließ in dieser Zeit das Neue Schloss, das Pfründnerhaus und das Münster erbauen. Im spätgotischen Liebfrauenmünster des 15. Jahrhunderts endete dann auch die von allen gelobte Stadtführung. Übrigens wurde Ingolstadt im Jahre 1989 mit der Gründung einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durch die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt erneut Universitätsstadt.
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